Osteologie (DVO) / Osteoporose
Der Osteologe ist Spezialist für die Erkrankungen des Knochenstoffwechsels. Die wichtigste dieser Erkrankungen ist die Osteoporose. Osteoporose ist eine Stoffwechselerkrankung des gesamten Skeletts, die mit einer verminderten Knochenfestigkeit und einem erhöhten Knochenbruchrisiko einhergeht.
Obgleich Knochenbrüche ein wichtiges Kennzeichen der Osteoporose darstellen, muss es das Ziel sein, die Osteoporose bereits vor dem Eintreten der ersten Fraktur zu diagnostizieren! Besonders häufig sind Frauen nach den Wechseljahren betroffen, aber auch die Erkrankung von Männern in der zweiten Lebenshälfte gerät zunehmend ins Blickfeld.
Wie hoch ist mein Osteoporoserisiko?
Hier können Sie durch Beantworten der Fragen prüfen, ob Sie ein erhöhtes Risiko haben, an Osteoporose zu leiden oder zu erkranken.
Es gibt gute Möglichkeiten durch die persönliche Lebensführung das Osteoporoserisiko zu beeinflussen, insbesondere durch Ernährungsweise und Sport. Um das persönliche Risiko des Einzelnen bezüglich Osteoporose abschätzen zu können wird in der Praxis ein eigens entwickelter Fragebogen verwendet. Daneben ist die Durchführung einer Knochendichtemessung von zentraler Bedeutung.
Das am besten wissenschaftlich abgesicherte Verfahren stellt die sog. "DEXA-Messung" dar. In der Praxis wird daher ausschließlich dieses Verfahren zur Entscheidung über eine eventuell notwendige Behandlung herangezogen.
Zur Behandlung der Osteoporose gibt es inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Medikamente aus verschiedenen Substanzklassen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich gut abgesichert ist.
Bei OrthoTop Augsburg wird Diagnose und Therapie der Volkskrankheit Osteoporose streng nach den Kriterien des Dachverbandes Osteologie (DVO) durchgeführt.
Die S3-Leitlinien der DVO wurden letztmals am 15 Oktober 2009 aktualisiert. Dr. Fuchs ist zertifiziert als Osteologe (DVO) und Mitglied der Orthopädischen Gesellschaft für Osteologie (OGO) , außerdem ist er der betreuende Arzt der Osteoporosegruppe Augsburg.
Osteologie, was ist das überhaupt?
Osteologie ist die Lehre von den Knochen und befasst sich insbesondere mit Aufbau und Wachstum sowie Stoffwechsel des Knochengewebes und daraus resultierenden Erkrankungen. Der wohl weitaus bekannteste und wichtigste Vertreter dieser Krankheitsgruppe ist der Knochenschwund im Alter vor allem bei Frauen, die sog. "Osteoporose". Daneben gibt es jedoch noch eine ganze Reihe weiterer wichtiger Erkrankungen des Knochens, teils erblich bedingt, teils aus anderen oder noch unbekannten Ursachen auftretend. Häufig handelt es sich hierbei um äußerst komplexe Krankheitsbilder, so dass zur Diagnostik und Therapie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von mehreren Spezialisten erforderlich sein kann, beispielsweise von Orthopädien, Internisten, Gynäkologen, Histologen und Neurochirurgen. In den deutschsprachigen Ländern haben sich diese Spezialisten aus den einzelnen medizinischen Fachgebieten im "Dachverband Osteologie e.V. (DVO)" zusammengeschlossen, dessen Ziel die weitere wissenschaftliche Erforschung der verschiedenen osteologischen Krankheitsbilder und die Verbreitung dieses Wissens ist.
Vom DVO werden regelmäßig Fortbildungen und Schulungsreihen für Ärzte durchgeführt um ein hohes Niveau der Behandlung dieser komplexen Krankheitsbilder zu gewährleisten. Entsperchend spezialisierte Ärtze dürfen die Bezeichung "Osteologe (DVO)" führen. Diese muss in regelmäßigem Abstand rezertifiziert werden.
Der Osteologe = Spezialist für Erkrankungen des Knochenstoffwechsels, Spezialist für Osteoporose
Osteoporose, was ist das überhaupt?
"Die Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung, charakterisiert durch eine niedrige Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchtektur des Knochengewebes mit entsprechend erhöhter Knochenbrüchigkeit und Frakturbereitschaft". (offizielle Definition (Consensus Conference on Osteoporosis, 1996)). Während des gesamten Lebens findet ein ständiger Umbau unseres Knochengerüstes statt. Es herrscht ein ständiges Nebeneinander von Auf- und Abbau. Die höchste Stabilität der Knochen wird hierbei etwa zwischen dem 35. bis 40. Lebensjahr erreicht, von da an findet eine langsame Abnahme der Knochenmasse statt. Bei Frauen in den Wechseljahren kommt es über mehrere Jahre zu einem besonders starken Verlust der Knochenmasse, Ursache hierfür ist der Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogenen). Jedoch auch jeder 10. Mann in Deutschland im Alter über 50 ist betroffen!
Von einer behandlungsbedürftigen Osteoprose spricht man dann, wenn das statistische Risiko für einen Knochenbruch 30 % innerhalb von 10 Jahren beträgt. Die Erkrankung kann soweit führen, dass Knochenbrüche aus nichtigen Anlässen oder sogar ohne erkennbare äußere Einflüsse auftreten können. Die Knochen haben dann soviel an Masse und Festigkeit verloren, dass bereits das Heben einer Tasche oder starkes Husten für einen Knochebruch ausreichen. Typisch für die Osteoporose sind Wirbelkörpereinbrüche. Dadurch kann es zu einer Abnahme der Körpergröße und zur Ausbildung eines Rundrückens, dem sog. Witwenbuckel, kommen. Vor allem im höheren Alter sind häufig Oberschenkelhalsbrüche die Folge einer Osteoporose - besonders nach einem Sturz auf die Seite. Neben den "dünnen Knochen" traugen auch häufige Stürze wegen Gleichgewichtsstörungen und geringer Muskelkraft im Alter dazu bei, dass Knochenbrüche im höheren Lebensalter besonders häufig auftreten.
Seit wann gibt es Osteoporose?
Bereits Homer (8. Jhdt.v.Chr) berichtet in seiner Ödipussaga wie der Held Ödipus Theben von der Sphinx befreite: Die Stadt Theben wurde von der Sphinx heimgesucht, einem geflügelten Ungeheuer mit Frauenkopf und Löwenkörper. Diese saß auf einem Felsen vor der Stadt und gab jedem, der vorüberkam, folgendes Rätsel auf und konnte er das Rätsel nicht lösen, so wurde er von der Sphinx aufgefressen: "Welches Wesen ist erst vierfüßig, dann zweifüßig und zuletzt dreifüßig?
Von allen Lebewesen, die sich auf der Erde, in der Luft und im Meer bewegen wechselt es als einziges seine Gestalt. Aber wenn es auf die meisten Glieder gestützt einhergeht ist seine Geschwindigkeit am geringsten." Niemand konnte das Rätsel lösen, bis schließlich der Held Ödipus die richtige Antwort wusste: "Du meinst den Menschen: wenn er über die Erde geht, ist er zu erst ein Säugling auf allen Vieren; doch ist er alt, so stützt er sich auf seinen Stock, als seinen dritten Fuß und vermag kaum den Kopf zu heben, weil das Alter ihn beugt." Voller Wut über die richtige Antwort stürzte sich die Sphinx daraufhin von ihrem Felsen hinab in den Tod.Interessanterweise wird bereits in dieser fast 3000 Jahre alten Geschichte geradezu als Charkteristikum des Menschseins herausgestellt, dass "das Alter ihn beugt". Ist damit die Volkskrankheit Osteoporose gemeint? Osteoporose seit Jahrtausenden das unausweichliche Schicksal des Alters?
Immerhin wird deutlich, wie sehr die Thematik des Alterns und dadurch veränderter Lebenssituation die Menschen zu jeder Zeit beschäftigte und auch beunruhigte. Ab Ende des 19. Jahrhunderts rückte der "Knochenschwund" erstmals ins Zentrum medizinischer Forschertätigkeit. Bereits 1892 hatte J. Wolff in Berlin erkannt, dass die "Knochenform lediglich Ausdruck der Knochenfunction ist". Noch vor wenigen Jahrzehnten sah man Osteoporose als normale Folge des Alterns an. Inzwischen wurden jedoch wesentliche Erkenntnisse um Ursachen und Entstehung dieser Volkskrankheit gewonnen. Da die Erkrankungen des Bewegungsapparates in allen Industrienationen zu einem immer größeren Problem werden, rief die Weltgesundheitsorganisation vom Jahr 2000 bis 2010 die "Bone and Joint Decade" aus, also das Jahrzehnt der Knochen und Gelenke. Dies verlieh auch der Osteoporoseforschung einen nochmaligen Schub und rückte die Erkrankung weiter ins Bewußtsein der breiten Öffentlichkeit.
Bin ich gefährdet?
Osteoporose ist eine häufige Erkrankung, von der weltweit etwa 100 Millionen Menschen betroffen ist. In Deutschland wurde im Jahr 2006 eine große Studie zur Verbreitung der Osteoporose in der Bevölkerung vorgelegt. Hier zeigte sich, dass im Jahr 2003 7,8 Millionen Menschen oder oder 25,8 % aller Menschen in Deutschland über 50 Jahre von Osteoporose betroffen waren. Diese Zahlen übertrafen noch die Schätzungen, die bis zu diesem Zeitpunkt vorlagen. Betroffen sind ca. jeder 10 Mann und 40 % der Frauen jenseits des 50. Lebensjahres. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern steigt der Anteil der Osteoporosekranken mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Gemäß dieser Daten kommt es bei 4,3 % der Osteoporosepatienten pro Jahr zu einem Knochenbruch, somit 335 000 osteoporosebedingte Knochenbrüche jährlich! Dies verursacht Gesamtkosten von 5,4 Milliarden Euro.
Der Verlust an Knochenmasse nimmt während und nach den Wechseljahren dramatisch zu. Besonders gefährdet sind außerdem Patienten, die für längere Zeit Cortison einnehmen müssen oder mußten. Weitere Risikofaktoren sind beispielsweise weiße Hautfarbe, helle Haut, geringes Körpergewicht, chronische Darmerkrankungen, falsche Ernährungsgewohnheiten und wenig Bewegung. Ist es bereits zu einem osteoporosebedingten Bruch gekommen, so ist das Risiko für das Auftreten eines weiteren Bruches massiv erhöht. Beispielsweise erleidet eine von vier postmenopausalen Frauen nach Auftreten einer Wirbelkörperfraktur innerhalb eines Jahres eine weitere osteoporosebedingte Fraktur. Besonders häufig treten bei Osteoporose außerdem Brüche an den Hüften, Oberarmen und Handgelenken auf. Zur genauen Erfassung Ihres persönlichen Risikos ist eine Reihe von Fragen und Untersuchungen erforderlich. Gerne erläutern wir Ihnen nach genauer Untersuchung in einem persönlichen Gespräch Ihr individuelles Risikoprofil und zeigen Wege auf, dem Knochenschwund vorzubeugen, oder falls erforderlich ihn zu behandeln.
Gemäß der aktuellen in Deutschland gültigen Empfehlungen wird eine Therapie mit speziellen Osteoporosemedikamenten durchgeführt, wenn Ihr Risiko für einen Knochenbruch in den nächsten 10 Jahren zu erleiden statistisch 30 % oder mehr beträgt. Nach einer bei uns durchgeführten Diagnostik erhalten Sie den Originalausdruck der durchgeführten Knochendichtemessung. Ihr Hausarzt erhält einen individuellen Brief mit Ihren Untersuchungsergebnissen einschließlich der Werte der Knochendichtemessung, mit Ihrem individuellen Risiko für einen Knochenbruch und mit genauen Therapieempfehlungen.
Wie kann man die Erkrankung rechtzeitig erkennen (noch vor dem ersten Knochenbruch)?
Das Auftreten eines Knochenbruches ist die gefürchtete Spätfolge des Knochenschwundes. Das Ziel jeglicher Behandlung der Osteoporose muss darauf abzielen, einen Knochenbruch soweit irgend möglich zu vermeiden! Allerdings gibt es keine absolute „Bruchschwelle“ für den Knochen, also keinen kritischen Wert, ab dem es unweigerlich zu einem Knochenbruch kommen muss. Vielmehr erhöht sich mit jedem Prozent an Knochenmasseverlust die Gefahr, dass ein Knochenbruch auch schon bei geringen Ursachen eintreten kann. In groß angelegten Studien hat man auch Erfahrungen über normale Knochendichtewerte gewonnen und ebenso Erfahrungen darüber, ab wann die Gefahr eines Knochenbruches deutlich ansteigt. Auch eine aus verschiedenen Gründen erhöhte Sturzneigung und die Geometrie der Knochen sind von wesentlicher Bedeutung für das Frakturrisiko. Die Knochendichte lässt sich inzwischen zuverlässig mit einer Knochendichtemessung bestimmen. Unter Verfahren ist jedoch bislang ausschließlich die sog. DEXA-Methode ausreichend erforscht und zuverlässig, um nach den Kriterien standardisierter Leitlinien die Diagnose „Osteoporose“ zu erlauben. Zusätzlich muss jedoch in jedem Fall durch genaue Befragung und körperliche Untersuchung, häufig auch mit Hilfe einer Röntgenuntersuchung, das persönliche Risiko der einzelnen Patientin/des einzelnen Patienten herausgefunden werden. Nur so können dann individuelle Ratschläge zur Vermeidung oder auch Therapie der Osteoporose erstellt werden!
"Die Knochendichtemessung bleibt ein wesentlicher Baustein der Osteoporosediagnostik, steht jedoch nicht für sich allein, sondern ist integriert in Ihre ganz persönlichen Daten und Ihr persönliches Risikoprofil."
Am 15. März 2006 wurde mit der Veröffentlichung der Richtlinien zur Behandlung der Osteoporose durch den Dachverband Osteologie e.V. (DVO) ein völlig neues Kapitel in der Behandlung dieser Erkrankung aufgeschlagen. Neben den Werten der Knochendichtemessung erhielten auch Angaben aus der persönlichen Patientengeschichte einen wesentlichen Einfluss auf die Therapieentscheidung. Die aktuelle Version der S3-Leitlinie der DVO wurde am 15. Oktober 2009 veröffentlicht. Jeder Leitlinienveröffentlichung geht eine umfangreiche Auswertung der weltweit veröffentlichten Studien zum Thema Osteoporose durch anerkannte Wissenschaftlter der DVO voraus. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Litereaturempfehlung gehen unmittelbar in die Diagnose- und Theapieempfehlungen der Leitline ein.
Dieser Weg wird zwischenzeitlich auch international beschritten. Gemäß der „FRAX-Studie“ werden ebenfalls klinische Daten in die Therapieentscheidung einbezogen. Festzuhalten bleibt: die Knochendichtemessung bleibt ein wesentlicher Baustein der Osteoporosediagnostik, steht jedoch nicht mehr für sich allein, sondern ist integriert in Ihre ganz persönlichen Daten und Ihr persönliches Risikoprofil. Gemäß Konsens der Fachgesellschaften in Deutschland besteht dann eine behandlungsbedürftige Osteoporose, wenn innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren ein statistisches Knochenbruchrisiko von 30 % und mehr besteht.
Die persönliche Therapieentscheidung für Sie als Patient sollte leitlinienbasiert getroffen werden. Das heisst auf Basis der Leitlinie wird unter Berücksichtigung Ihrer ganz individuellen Situation und Ihrer Untersuchungsergebnisse ein individueller Therapieplan ausgearbeitet.
Nach einer bei uns durchgeführten Diagnostik erhalten Sie einen Farbausdruck der Werte Ihrer Knochendichtemessung. Ein individueller Brief mit Ihren Untersuchungsergebnissen, einschließlich der Werte der Knochendichtemessung und der osteologischen Therapieempfehlung wird an Ihren Hausarzt geschickt.
Veränderungen im Alter
Altern per se ist ein normaler Prozess, der sich bei jedem abspielt, wenn auch in individuell sehr unterschiedlicher Form. Einfluss auf den Alterungsprozess haben zum Einen genetische Faktoren (also die „Erbanlagen“) zum Anderen die Umwelteinflüsse im Laufe des Lebens. Gustav Kuehn stellte 1888 in seinem Bild „Das menschliche Stufenalter“ die Sicht seiner Zeit dar. Heute ist durch den medizinischen Fortschritt und unsere veränderte Lebenswelt teils bis in hohe Lebensalter Selbständigkeit und Aktivität gewährleistet. Unsere Gesellschaft wird immer älter. Im Jahr 1999 waren 15 Prozent der Bevölkerung in der BRD 65 Jahre und älter, bis zum Jahr 2030 wird sich dieser Anteil annähernd verdoppeln.
Die Veränderungen mit zunehmendem Alter sind wesentlich durch Stoffwechselveränderungen, wie Abnahme der Geschlechtshormone (Östrogene und Androgene), Nebennierenhormone sowie Wachstumshormone bedingt. Dadurch und durch verminderte körperliche Aktivität kommt es zu einem Abbau an Muskelmasse und in der Folge auch zu einem Verlust an Körperkraft. Im Durchschnitt reduziert sich die Muskelmasse bis zum 70 Lebensjahr um ca. 25 % zugunsten einer Zunahme des Fettgewebes. Auch veränderte Ernährungsgewohnheiten, bzw. eine Mangelernährung im Alter spielen eine wichtige Rolle. Das Zusammentreffen von Stoffwechselveränderungen, Muskelabbau (Sarkopenie) und Mangelernährung (Malnutrition) bezeichnet man als sog. „Frailty-Syndrom“, zu Deutsch die zunehmende Gebrechlichkeit des Alters.
Hierbei handelt es sich jedoch durchaus um beeinflussbare Prozesse, die nicht gänzlich schicksalhaft hingenommen werden müssen. Der Verlust der Muskelkraft induziert eine Verminderung von Mobilität, eine Störung des neuromuskulären Zusammenspiels mit gestörtem Gangbild und Gleichgewicht. Außerdem ist ein Rückgang der Muskelmasse eng korreliert mit einem Rückgang an Knochenmasse und –festigkeit. Starke Muskeln machen also starke Knochen und umgekehrt. Um die Erforschung dieses Zusammenhanges machte sich in den 1980er Jahren vor allem der US-Amerikaner Harold Frost verdient, der damit eine Erkenntnis von Julius Wolff aus Berlin wieder aufgriff, die dieser erstmals 1892 in seinem „Transformationsgesetz der Knochen“ veröffentlichte.
Eine weitere Folge der abnehmenden Muskelkraft im Alter ist die deutliche Zunahme der Sturzereignisse. Im Alter über 65 Jahren stürzt jeder Mensch im Durchschnitt alle drei Jahre einmal! In Folge der Stürze und der durch die Abnahme der Muskulatur schwächer ausgebildeten Knochen kommt es auch zu einer Zunahme der Knochenbrüche mit fortschreitendem Alter.
Ermittlung des individuellen Sturzrisikos
Die Fähigkeit zur sicheren Fortbewegung bestimmen in jedem Alter die Selbständigkeit im Alltag und damit die Lebensqualität!
Durch Krankheiten, Alterungsprozesse und Bewegungsmangel kommt es zu Bewegungsstörungen im Alter. Bei Auftreten von Bewegungsstörungen sind zunächst die Ursachen abzuklären und ggf. zu behandeln. So kann beispielsweise das Auftreten eines Morbus Parkinson als spezielle Form einer Bewegungsstörung medikamentös meist gut eingestellt werden. Bleiben Bewegungsstörungen unerkannt oder unbehandelt, so führen sie zu einem erhöhten Sturzrisiko und bereits damit zu einem erhöhten Knochenbruchrisko.
Ziel spezieller Tests sollte es sein, ein erhöhtes Sturzrisiko möglichst zuverlässig anzuzeigen, damit noch vor dem Auftreten von Komplikationen (z.B. Knochenbruch) Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Zur Ermittlung der sog. „lokomotorischen Fähigkeiten“ also der Fähigkeit, sich mühelos und gezielt fortzubewegen gibt es eine Reihe verschiedener Verfahren. Entscheidend bei all diesen Test ist, dass sie einfach, praktikabel und trotzdem präzise sein sollten. Außerdem muss der Test auf die Personengruppe abzustimmen, für die der Test bestimmt ist. So macht beispielsweise ein Laufbandtest zur Ermittlung der Ausdauerleistungsfähigkeit bei Sportlern sehr viel Sinn, ist jedoch zur Ermittlung der Leistungsreserven und des Sturzrisikos bei älteren Patienten ungeeignet. Für den Einsatz in der Praxis ist die Auswahl einer standardisierten Testreihe mit standardisiertem Fragebogen sinnvoll. Entscheidend ist auch, dass jede Person, die in die Durchführung des Tests einbezogen ist, auf ihre Tätigkeit exakt geschult ist. Häufige Testverfahren sind „Tandemstand“, „frei gewählte Ganggeschwindigkeit“, „timed-up-and-go Test“ oder „chair-rising Test“.
Wir haben uns bei OthoTop-Augsburg für das sog. „Esslinger Sturzrisiko-Assessment“ entschieden, welche eine Reihe von körperlichen Tests und Standardfragen umfasst. Diesen Test haben wir um einige Fragen zur weiteren Risikoeingrenzung erweitert. Jede/r mit dem Test betraute Mitarbeiter/in ist in dem Verfahren gut eingewiesen. Das Testergebnis wird individuell vom behandelnden Orthopäden mit dem Patienten besprochen, mögliche Konsequenzen werden ebenfalls besprochen.
Knochendichtemessung in DEXA-Technik
Die Knochendichtemessung in DEXA-Technik stellt das Referenzverfahren zur Bestimmung der Knochendichte dar. Die Knochendichte kann an den besonders bruchgefährdeten Stellen direkt gemessen werden. Dieses Verfahren ist als einziges bislang zur Sicherung der Diagnose einer Osteoporose von den internationalen Fachgesellschaften empfohlen. Die offizielle Diagnose „Osteoporose“ (lt. WHO) stützt sich ausschließlich auf dieses Verfahren. Auch gemäß den in Deutschland gültigen Richtlinien der DVO zur Durchführung von Knochendichtemessungen wird das DEXA-Verfahren als Referenzmethode genannt.
Alle Therapieempfehlungen beziehen sich auf Messergebnisse mit diesem Verfahren. Entscheidend ist, dass die statistische Auswertung der unterschiedlichen Messtechniken (DEXA, Ultraschallverfahren, qCT) welche in sog. „Scores“ ausgedrückt werden nicht miteinander vergleichbar sind! Auch ist es nicht möglich, offizielle Therapieempfehlungen der DVO, welche sich unter anderem auf „T-Scores“ der DEXA-Messung beziehen, anderen Messverfahren „überzustülpen“. Diese Therapieempfehlungen beziehen sich auf die Berechnung von Frakturrisiken, welche eben nur für die Werte der DEXA-Messungen aus Studien bekannt sind.
Bei der DEXA-Technik (Dual Energy x-Ray Absorptiometrie) handelt es sich um ein Röntgenverfahren. Mittels zweier Röntgenspektren wird der Kalzium-Hydroxylapatit-Gehalt des Knochens bestimmt. Die Strahlenbelastung ist minimal und liegt mit ca. 1-5 µSv bei etwa einem 1000tel einer regulären Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule. Zum Vergleich: die natürliche Strahlenexposition beträgt pro Tag beträgt 5-8 µSv und pro Jahr 2400 µSv, bei einem Transatlantikflug ca. 60 µSv.
Wir verwenden ein Gerät der neuesten Generation (Hologic explorer, BJ 2008), welches mit modernster Software ausgestattet ist. Die Messung findet in einem eigens dafür eingerichteten Raum statt. Die hierbei eingesetzten medizinischen Fachkräfte sind speziell geschult und routiniert in der Durchführung aller erforderlichen Untersuchungsschritte. Bei der Messung fährt ein Messarm über die interessierenden Bereiche, also Hüfte und Lendenwirbelsäule, und zeichnet dort die Knochendichte auf. Ein Messvorgang dauert 10-15 min. Die Messung ermöglicht den Vergleich mit der durchschnittlichen Knochendichte junger Erwachsener und lässt so die Abschätzung des individuellen Frakturrisikos zu. Zu jeder Knochendichtemessung muss eine eingehende Befragung an Hand eines Fragebogens erfolgen, sowie eine körperliche Untersuchung. Wir führen standardmäßig zudem eine Bestimmung des „Body-mass Index“ (BMI) und ein individulelles Sturzrisikoassessment durch. In Zusammenschau der Daten aus Befragung und den Untersuchungen kann dann ein individueller Bericht und ein auf den einzelnen Patienten zugeschnittener Behandlungsvorschlag erstellt werden. Bei auffälligen Werten ist in Absprache mit dem spezialisierten Arzt (Osteologe) eine Kontrolluntersuchung in 1 bis 2 Jahren ggf. sinnvoll.
Leider können wir Ihnen die Knochendichtemessung nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen anbieten. Nähere Informationen geben wir gerne in einem persönlichen Gespräch.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften haben zwischenzeitlich einen Stufenplan erstellt, der – abhängig vom Gefärdungspotential des einzelnen Patienten – individuelle Behandlungspläne vorschlägt.
Die Basis jeder Behandlung sind gesunde und kalziumreiche Ernärung sowie eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Bewegung. Die erste Stufe der Therapie stellt denn auch die Ergänzung von Kalzium und Vitamin D zusätzlich zur Ernährung dar. Wird die Diagnose „behandlungsbedürftige Osteoporose“ gestellt, oder sind gar bereits Knochenbrüche wegen zu geringer Knochenmasse aufgetreten, so stehen spezifische Medikamente zur Verfügung, die ein weiteres Abnehmen der Knochenmasse verhindern und sogar einen gewissen Zugewinn an Knochenmasse bewirken können. Im Jahr 2003 erhielten lediglich 12 % der osteoporosekerkrankten Männer und 24 % der osteoproseerkrankten Frauen die erforderlichen Medikamente (BONE-Eva Studie, 2006)!
Seit über 100 Jahren (Wolff´sches Gesetz der Transformation der Knochen, von 1892) ist außerdem bekannt, dass der Knochen immer nur so kräftig ist, wie er beansprucht wird. Studien beweisen, dass auch im höchsten Lebensalter von über 80 Jahren durch einen Zugewinn an Kraft sowohl die Knochenfestigkeit als auch die Gefahr von Stürzen positiv beeinflusst wird. Körperliches Training zur Verbesserung von Kraft zum Einen und Koordination zum Anderen sind eine gute Möglichkeit der Osteoporose aktiv entgegenzutreten. Altersgrenzen gibt es hierbei nicht! Gerade auf dem Gebiet der Osteoporose wird international viel geforscht und die Palette der einsetzbaren Medikamente hat sich stark verbreitert.
Auch für die Zukunft sind weitere Substanzen zur Behandlung der Osteoporose in Vorbereitung, manche befinden sich bereits in der klinischen Erprobungsphase. Hier ist es für Sie als Patient wichtig, dass Ihr Arzt den Überblick hat und behält. Die Auswahl des individuell für den einzelnen Patienten passenden und optimalen Medikamentes sowie die Beurteilung evtl. erforderlicher zusätzlicher Maßnahmen sollte der spezialisierte Arzt treffen.
Was kann ich selbst tun?
Risiken vermeiden!
Einerseits gibt es Faktoren, die angeboren sind und daher nicht oder kaum beinflusst werden können. Hierzu zählen helle Haut, weibliches Geschlecht, spätes Einsetzen der Regelblutung und die vererbte maximale Knochendichte sowie der genetisch vorprogrammierte Knochenmasseverlust im Alter.
Andererseits gibt es schwerwiegende Risiken, für die jeder selbst verantwortlich ist und die vermieden werden können oder auch müssen:
Rauchen:
Zigarettenkonsum steht nicht nur in engem Zusammenhang mit Lungenkrebs und Herzinfarkt. Rauchen verdoppelt das Osteoporoserisiko!
Alkoholismus:
Zu viel Alkohol erhöht das Osteoporoserisiko erheblich. Ein Grund ist, dass Alkoholiker häufig mangelernährt sind, an chronischen Entzündungen im Verdauungstrakt und an Leberschäden leiden. Alkohol hemmt die Kalziumaufnahme aus dem Darm. Ein zu hoher Alkoholkonsum wird als wichtige Ursache für die Osteoporose bei Männern angenommen.
Fehlernährung:
besonders wichtig für den Knochenstoffwechsel sind Kalzium und Vitamin D3. Bei ungenügender Kalziumzufuhr holt sich der Körper das lebenswichtige Mineral aus den Knochenspeichern! Ein erhöhter Kalziumbedarf besteht beispielsweise im Wachstum sowie in Schwangerschaft und Stillzeit. Die besten Quellen für Kalzium sind Mich und Milchprodukte. Besonders Hartkäse enthält sehr viel Kalzium. Aber auch Gemüsesorten wie Brokkoli, Fenchel und Grünkohl oder auch Petersilie sind zu empfehlen. Vitamin C und Mineralwässer runden das Bild ab (hier sollte auf einen hohen Ca2+-Gehalt, am Besten > 500 mg/l geachtet werden). Vermeiden Sie Nahrungsmittel, die das Kalzium aus Ihrem Körper wieder herauslösen. Fleisch und Wurstwaren (Phosphate!), Schmelzkäse, Kaffee und vor allem Cola sind regelrechte Kalziumräuber! Auch Oxalsäure in Rhabarber und Schokolade verschlechtert die Kalziumbilanz. Fett hemmt die Kalziumaufnahme.
"dünne Frauen, dünne Knochen":
Magersucht ist schon wegen der hormonellen Entgleisungen ein sehr starker Risikofaktor für Osteoporose. Insgesamt haben schlanke und untergewichtige Frauen ein höheres Risiko für Knochenbrüche, während übergewichtige Frauen hier relativ geschützt sind, Das hängt zum Einen damit zusammen, das in den Fettzellen Östrogene produziert werden, welche den Knochen vor Abbau schützen, zum Anderen wird der Knochen durch das höhere Köpergewicht belastet (=beübt) und so gestärkt und schließlich ist so im Falle eines Sturzes ein gewisses Polster zwischen Knochen und Aufprall.
Chronischer Bewegungsmangel:
Bewegungsmangel ist einer der größten Risikofaktoren unserer Gesellschaft für Herz, Kreislauf, die Muskulatur und den Knochen. Selbst wenn Sie früher keinen Sport betrieben haben, ist es nie zu spät, damit zu beginnen! Fangen Sie langsam an, hören Sie auf Ihren Körper und genießen sie die steigende Spannung in Ihrer ganzen Muskulatur. Schon nach wenigen Wochen werden Sie sich kräftiger fühlen, haben mehr Energie und Lust, etwas zu unternehmen. Immer wenn eine spürbare Kraft auf die Muskulatur ausgeübt wird, bekommt auch der Knochen eine Rückmeldung gebraucht zu werden. Das heißt, er wird verstärkt. Übungen gegen die Schwerkraft wie Bergwandern oder Gewichttraining sind entscheidend für den Aufbau neuer Knochenmasse. Regelmäßige Belastung des Knochens durch Muskelarbeit fördert den Knochenaufbau. Mangelnde Bewegung schränkt die Muskelarbeit stark ein, der Knochen wird entlastet und er Knochenabbau begünstigt. Es besteht eine klare Abhängigkeit zwischen Muskel- und Knochenmasse.
... starke Muskeln für starke Knochen!
Hormonmangel:
Früh einsetzende Wechseljahre bei der Frau (auch durch Operationen bedingt) sind ein wichtiger Risikofaktor, da mit dem Einsetzen der Menopause das knochenschützende Östrogen abfällt. Besprechen Sie sich gegebenenfalls auch mit Ihrem Gynäkologen. Beim Mann kann ein Testosteronmangel Osteoporose verursachen. Bei jungen Männern mit Osteoporose sollte immer der Testosteronspiegel bestimmt werden.
Medikamente:
Bestimmte Medikamente sind richtige "Knochenräuber". Grundsätzlich gilt, dass hier nur die Dauereinnahme gefährlich ist! Der Knochen reagiert nur sehr träge auf innere Einflüsse, so dass von einer einmaligen oder sehr kurzzeitigen Medikamentengabe keine negative Auswirkung auf das Skelettsystem zu erwarten ist. Die Liste Osteoporose fördernder Medikamente bei chronischer Einnahme ist lang: Cortison, Schliddrüsenhormone, Lithium , Medikamente gegen Epilepsie, Heparin und andere blutverdünnenden Medikamente, aluminiumhaltige Säureblocker oder Abführmedikamente, Dialyse. Wenn Sie solche Medikamente auf Dauer einnehmen müssen, lassen Sie eine Knochendichtemessung durchführen!
Weg mit den Stolperfallen!
Fast ein Drittel der älteren Menschen fallen mindestens einmal im Jahr. Bei den älteren Mitbürgern kommt hinzu, dass die Schutz- und Abstützreflexe vermindert sind. Die Muskelkraft für Ausgleichsbewegungen und Schutzreaktionen ist vermindert. Schlechte Koordination fördert Stürze. Chronischer Schwindel (z.B. bei schlechter Durchblutung des Gehirns) und Sehstörungen tun ein Übriges. Häufig werden auch beruhigende, Angst lösende oder blutdrucksenkende Medikamente und Schlafmittel eingenommen! Beseitigen Sie daher zusätzliche "Stolpersteine" wie Kabel, Teppichkanten und hohe Türschwellen. Sparen Sie nicht bei der Beleuchtung! Tragen Sie festes Schuhwerk! Sind Ihre Augen und Ohren noch fit genug? Wann waren Sie das letzte Mal beim Sehtest? Haben sie rutschfeste Unterlagen im Bad oder Haltegriffe an der Badewanne?
Kochen für den Knochen - gesunde Ernährung kann auch Spaß machen!
Die Grundlage der Vorbeugung und Behandlung einer Osteoporose ist u.a. eine "knochenfreundliche Kost". Eine "knochenfreundliche Kost" ist keine Wunderdiät; sie versorgt den Knochen regelmäßig mit einer ausreichenden Kalziummenge im richtigen Verhältnis zu den übrigen Nährstoffen.
Achten Sie einfach auf eine austgewogene und kalziumreiche Ernährung mit ausreichender Versorgung mit Vitamin D und vermeiden Sie sog. "Kalziumräuber". Mit anderen Worten: bevorzugen sie eine gesunde frische Mischkost mit ausreichend Milchprodukten!
Der Tagesbedarf an Kalzium beträgt:
Für Erwachsene 1000 mg
Für Jugendliche, Schwangere, in der Stillzeit und ab den Wechseljahren 1500 mg
Hauptkalziumlieferanten sind Milch und Milchprodukte, grüne Gemüse, Kräuter, Ölsardinen, Sprotten, Mineralwässer (sollten über 300-500 mg Kalzium pro Liter enthalten).
Probleme mit einer ausreichenden Kalziumzufuhr haben hier möglicherweise Patienten mit Milcheiweißallergie oder Laktasemangel. Neben einer individuellen Ernährungsberatung ist in diesen Fällen die Gabe von Kalzium als Nahrungsergänzung - beispielsweise in Form von Brausetabletten - erforderlich.